Der Unterricht an unserer Schule ist aufgrund des pädagogischen Konzepts in Haupt- und Fachunterricht gegliedert. Im Hauptunterricht wird die gesamte Klasse von Ihrem Klassenlehrer in den ersten zwei Schulstunden des Tages unterrichtet. Am Morgen fällt es den Kindern leichter, sich gedanklich zu beschäftigen. Der Schultag beginnt mit all den Fächern, bei denen Wissen und Verstehen, Denken und Vorstellen besonders betont sind. Jedes Fach wird als eine Epoche unterrichtet.
Im Fachunterricht werden die Lehrinhalte vermittelt, die eine ständige rhythmische Übung bedürfen. Der natürliche Wechsel von Ruhe, Aufnahmebereitschaft und Bewegungsdrang entsprechend den jeweiligen Altersstufen findet zusätzlich Berücksichtigung in der Unterrichtsgestaltung.
Die Dauer der Epochen richtet sich nach dem Inhalt und der Altersstufe der Kinder und kann zwischen drei und fünf Wochen in Anspruch nehmen. Jeden Morgen wird in einer Doppelstunde rund um ein Thema in einem Fach gearbeitet. Dabei beginnt der Hauptunterricht insbesondere in den unteren Klassen mit einem rhythmischen Teil, bevor die Kinder über verschiedenen Methoden in die Lerninhalte eintauchen. Diese konzentrierte Arbeit ermöglicht es, dass jedes Kind sich mit dem entsprechenden Thema auseinandersetzt und es nicht mit einem Klingeln aus den Gedanken gerissen wird und die Zeit nicht ausreicht, intensiv ein Thema von vielen verschiedenen Seiten zu beleuchten.
Das an einem Tag Gelernte kann über die Nacht mitgenommen werden und am nächsten Tag gleich weiter verarbeitet werden. Oft kommen die Schüler zu neuen Erkenntnissen und Fragen, die dann am nächsten Morgen in der Klasse diskutiert werden können. Insgesamt umfasst eine dreiwöchige Epoche ungefähr so viel Unterrichtsstoff wie eine Einzelstunde pro Woche, die über das ganze Jahr erteilt würde.
In den unteren Klassen wird der Epochenunterricht vom Klassenlehrer erteilt und umfasst zunächst Lesen, Schreiben, Rechnen und Formenzeichnen. Daneben wird aber auch Sachkunde in Epochen unterrichtet, wie zum Beispiel eine Handwerkerepoche, Tier- und Pflanzenkunde. In den höheren Klassen wandeln sich einige Unterrichtsfächer wie Schreiben, Rechnen und Heimatkunde zu Deutsch, Mathematik und Erdkunde; dazu erweitert sich das Angebot um beispielsweise Geschichte, Biologie, Physik, Chemie und Kunstgeschichte. Für die Fächer Deutsch und Mathematik gibt es sogenannte Übungsstunden, in denen eine Festigung und Vertiefung des Stoffes erfolgt.
Lebendiges Unterrichten als Grundlage für die Autorität des Schülers. Die Zufriedenheit einer Unterrichtsstunde sollte einen Lehrer nicht dazu verleiten, sie später zu wiederholen. Denn nur wer sich am Leben orientiert, ist ständig in der Entwicklung. Auf der lebendigen Gestaltung des Unterrichtsinhaltes gründet die natürliche Autorität des Grundschullehrers.
Echte Autorität setzt ein Vertrauensverhältnis zwischen Lehrer und Schüler voraus. Rudolf Steiner betont, dass es "unendlich wichtig" sei, dass das Grundschulkind an dem Erzieher bzw. Lehrer "eine selbst gewählte Autorität empfindet". Dazu muss sich der Lehrer erst als würdig erweisen. Eine autoritäre Haltung ist diesem Ideal diametral entgegengesetzt.
Bereits Rudolf Steiner hatte vorgeschlagen, den Lehrerberuf dadurch immer wieder an das Leben heranzuführen und damit dem "Burn-out-Syndrom" entgegenzuwirken, dass in einem Sabbatjahr der Lehrer z. B. in wirtschaftlichen Berufen arbeitet.
Die Waldorfschule ist konfessionell nicht gebunden. Zunächst entscheiden die Eltern, welchen Religionsunterricht ihr Kind besucht, später entscheiden die Jugendlichen selbst. Rudolf Steiners geisteswissenschaftliche Erkenntnisse sind zu keinem Zeitpunkt Gegenstand des Unterrichts. Waldorflehrerinnen und -lehrer bauen in der Unterstufe ein von „liebevoller Autorität“ geprägtes Verhältnis zu ihren Schülern auf. Kinder suchen ihre Grenzen. Nur wenn sie ihre Grenzen von den Erwachsenen erfahren, fühlen sie sich einerseits sicher und erleben sich andererseits als eigene Persönlichkeit. Im Laufe der Schulzeit wandelt sich das Lehrer-Schüler-Verhältnis mit der Entwicklung der Heranwachsenden.
Das Lernen im Grundschulalter ist noch nicht gedanklich abstrakt, sondern bildhaft. Bilder, die die Schüler innerlich bewegen können, ermöglichen es, ein Gefühl für die Erscheinungen der Welt auszubilden und sie daran zu begreifen. Rudolf Steiner warnte davor, Kinder zu früh in Mehr- und Minderbegabte zu klassifizieren."Denn wir werden die Erfahrung machen, dass die sogenannten Minderbegabten meistens nur später begreifen". Seine Empfehlung lautete: Die Begrenzung zwischen den einzelnen Klassenstufen weniger scharf sein zu lassen und Kinder möglichst lange gemeinsam lernen zu lassen. Dann wirft er "Lichter hinüber zu den Lehrplänen gegenwärtiger Schulen, damit wir den Kompromiss ordentlich brav schließen können".
Für Lehrer an Waldorfschulen gibt es eine spezielle Qualifizierung, die in einem Vollzeitstudium oder auch berufsbegleitend auf die besonderen Erfordernisse des Waldorfschulunterrichts vorbereitet. Klassenlehrer begleiten ihre Klasse (1-8) über mehrere Jahre und erteilen jeden Morgen in den ersten beiden Schulstunden den Hauptunterricht, jeweils ein Fachbereich über mehrere Wochen (Epochenunterricht). Nach zwei Stunden Hauptunterricht übernehmen Fachlehrer den Unterricht in Fremdsprachen, Sport, Eurythmie, Musik, Religion und in den handwerklichen Fächern.
In der Unter- und Mittelstufe geht es an der Waldorfschule nicht um die Fülle reinen Fachwissens. Vielmehr liegt der Schwerpunkt darauf, dass die Schüler eine lebendige Beziehung herstellen zu dem, was sie lernen, was sie sind und was sie an der Welt erleben. Auf diese kann Lernen Freude machen – ein Leben lang.
Mit reiner Wissensvermittlung kann nicht jeder junge Mensch umgehen. Ein guter Unterricht fährt sich nicht in Einseitigkeiten fest, sondern atmet.
Für die Kinder die von naturaus eine ganz andere herangehensweise haben wurde der Unterricht künstlerisch-dramaturgisch gestaltet, indem im rhythmischen Wechsel Spannungen aufgebaut und wieder gelöst werden, dadurch wird die Schule lebendig.
Waldorfpädagogik versucht, lebhaften Unterricht künstlerisch durchzuführen und seine Voraussetzungen mit Bewusstsein zu durchleuchten. Letzteres kann man auch Anthroposophie nennen. Das Künstlerische in der Waldorfschule ist also kein Selbstzweck, sondern vor allem ein pädagogisches Mittel, das sich auch als geeignet erwiesen hat, Verhaltensauffälligkeiten und Gewalttendenzen in der Jugend entgegenzuwirken.
Nein. Ausdrücklich nein.
Für Kinder, die Teilleistungsschwächen oder Verhaltensstörungen haben, gibt es - wie im staatlichen Schulsystem auch - besondere Waldorfschulen: die heilpädagogischen Förderschulen.
An Waldorfschulen, die nicht ausdrücklich Sonderschulen sind, lernen Kinder aller Begabungsrichtungen wie an den staatlichen Regelschulen auch, nur dass hier neben intellektuellen Fähigkeiten gleichgewichtig auch soziale und handwerklich-künstlerische Fähigkeiten angesprochen werden.
Die Schüler aller Waldorfschulen sprechen am Anfang eines jeden Tages einen gemeinsamen Spruch, kein Gebet! Dieser Spruch begleitet Sie über die ganze Schulzeit. Er leitet den Unterricht ein trennt den Alltag vor der Schule von dem Lernen.
In einer guten Unterrichtsstunde wird ein Waldorflehrer nicht alles bis zu Ende erklären, sondern bewusst wichtige Fragen offenlassen. So gehen die Schüler mit der Frage in die Nacht. In einer gesund durchgeschlafenen Nacht kann eine Frage im Unterbewussten geistig aufkeimen, so dass sie am nächsten Tag mit einem ganz anderen Tiefgang von den Schülern aus behandelt werden kann. Daran kann wiederum der Lehrer nur aus Geistesgegenwart heraus seinen Unterricht anknüpfen, wobei er bereit sein muss, eventuell seinen vorbereiteten Stoff über Bord zu werfen.
Dann ist aus der Belehrungsanstalt eine lebendige Lernwerkstatt geworden, die bewusst das Geistige des Menschen in den Lernprozess mit einbezieht und die Individualität des Schülers zum Maßstab und zur Richtschnur des Unterrichtens macht. Wohl deshalb haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass die Einstellung der Schüler zu ihrer Schule durchschnittlich positiver ist als dies bei Schülern staatlicher Schulen der Fall ist.
Am Ende des Schuljahres wird ein Textzeugnis erstellt, in dem jeder Fachlehrer einige Zeilen bzw. in der Unterstufe zusätzlich der Klassenlehrer meist 2 Seiten über den Schüler schreibt. Wir gehen davon aus, dass die Schüler nicht nur Leistungen erbringen, sondern mit Hilfe der Unterrichtsinhalte eine Entwicklung durchmachen, die im Zeugnis festgehalten wird.
Ein "schwacher" Schüler begeistert sich für gewisse Unterrichtsinhalte und beginnt, entgegen seiner Gewohnheit, umfangreichere Hausaufgaben zu schreiben, bis er irgendwann solche Verständnisschwierigkeiten hat, dass er aufgibt. Nun ermutigt ihn der Lehrer, nicht aufzugeben, er erklärt ihm zusätzlich die Aufgaben und erkennt, dass der Schüler tatsächlich Lernwillen zeigt, diesen auch konstant einsetzt, allerdings einige Verständnisschwierigkeiten hat. Das Endergebnis, die "Leistung", wird nicht so gut sein, wie bei anderen Schülern, allerdings besser als vorher.
Ist es in diesem Falle nicht sinnvoll, den Lerneifer zu loben, d. h. diese Leistung zu bewerten und nicht (nur) das Endergebnis? Der Schüler wird dankbar sein und seinen Lerneifer gewiss auch in anderen schulischen Tätigkeiten einsetzen. Nicht jeder kann immer 100 Prozent geben, man muss auch durch schwierige Zeiten lernen, mit Ihnen umzugehen.
Die Vermittlung von Weltanschauungen gleich welcher Art würde der pädagogischen Grundintention der Waldorfpädagogik widersprechen. Gleichwohl haben alle Schüler die Möglichkeit, an einem Religionsunterricht der Konfessionen oder an einem freien christlichen Unterricht teilzunehmen.
Darüber hinaus versuchen die Waldorfschulen, durch bildhaften und phänomenologischen Unterricht, durch Pflege der Fantasie und des künstlerischen Weltverstehens in den Schülern Fähigkeiten auszubilden, die über die rein analytische und quantitative Betrachtungsweise der Natur und des Menschen hinausführen und bei den jungen Menschen Offenheit für verschiedene Weltauffassungen veranlagen.