Biografie - Rudolf Steiner
Die heutige Waldorfpädagogik verfolgt nach wie vor das Ziel, das Rudolf Steiner in der ersten Waldorfschule in Stuttgart verwirklichte: soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen. Junge Menschen sollen gemeinsam eine Bildung erhalten, unabhängig von ihrer sozialen Herkunft, ihrer Begabung und ihren Berufswünschen.
Stefan Zweig (1881-1942)
"Hier, in Rudolf Steiner, [...] begegnete ich nach Theodor Herzl zum ersten mal wieder einem Mann, dem vom Schicksal die Mission zugeteilt werden sollte, Millionen Menschen Wegweiser zu werden. Persönlich wirkte er nicht so führerhaft wie Herzl, aber mehr verführerisch. In seinen dunklen Augen wohnte eine hypnotische Kraft, und ich hörte ihm besser und kritischer zu, wenn ich nicht auf ihn blickte, denn sein asketisch-hageres, von geistiger Leidenschaft gezeichnetes Antlitz war wohl angetan, nicht nur auf Frauen überzeugend zu wirken. Rudolf Steiner war in jener Zeit noch nicht seiner eigenen Lehre nahegekommen, sondern selber noch ein Suchender und Lernender; gelegentlich trug er uns Kommentare zur Farbenlehre Goethes vor, dessen Bild in seiner Darstellung faustischer, paracelsischer wurde. Es war aufregend ihm zuzuhören, denn seine Bildung war stupend und vor allem gegenüber der unseren, die sich allein auf Literatur beschränkte, großartig vielseitig; von seinen Vorträgen und manchem guten privaten Gespräch kehrte ich immer zugleich begeistert und etwas niedergedrückt nach Hause zurück. [...] einem Mann solcher magnetischer Kraft gerade auf jener frühen Stufe zu begegnen, wo er noch freundschaftlich undogmatisch sich Jüngeren mitteilte, war für mich ein unschätzbarer Gewinn." Quelle: Bund der Freien Waldorfschulen https://www.waldorfschule.de/paedagogik/anthroposophie/rudolf-steiner
1861 - 1879 Kraljevec (Wiener Neustadt)
Am 27. Februar 1861 wird Rudolf Josef Lorenz Steiner als erstes Kind der aus Niederösterreich stammenden Eheleute Franziska und Johann Steiner in Kraljevec (Österreich, heute Kroatien) geboren. Der Beruf des Vaters, zunächst Telegrafist, dann Stationsvorsteher bei der österreichischen Südbahn, veranlasste die Familie zu mehreren Wohnortwechseln: nach Mödling 1862, Pottschach 1863 und Neudörfl 1869. Die Schwester Leopoldine wird 1864, der Bruder Gustav 1866 geboren. 1879 Abitur mit Auszeichnung.
1879 - 1883 (Wien)
Studium an der Technischen Hochschule, zunächst mit dem Ziel des Realschullehramtes. Hauptfächer: Mathematik, Physik, Botanik, Zoologie, Chemie, daneben Literatur, Geschichte, Philosophie.
1882
Auf Empfehlung des Literaturhistorikers und Goetheforschers Prof. Karl Julius Schröer Berufung als Herausgeber von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften in Kürschners «Deutscher National-Litteratur». Abhandlung «Einzig mögliche Kritik der atomistischen Begriffe». Steiner bezeichnet sie später als den «Grundnerv» seiner Forschungen.
1884 - 1890
Hauslehrer in der Wiener Kaufmannsfamilie Ladislaus Specht. Dort auch Begegnungen mit dem Hausarzt der Familie, dem berühmten Wiener Internisten Josef Breuer, der als Wegbereiter der Psychoanalyse gilt. Der erste Band von Goethes Naturwissenschaftlichen Schriften erscheint. Die Bände II–IV folgen zwischen 1887 und 1897. Freundschaft mit der Dichterin und späteren Frauenrechtlerin Rosa Mayreder (Kritik der Weiblichkeit) und Friedrich Eckstein (später Sekretär und Biograf Anton Bruckners). Briefwechsel mit dem Philosophen Eduard von Hartmann. Neben der Arbeit an der Goethe-Ausgabe zahlreiche Artikel für verschiedene Lexika (u.a. in Pierers Konversations-Lexikon) im Auftrag von Prof. Kürschner.
1886
Erste Buchveröffentlichung «Grundlinien einer Erkenntnistheorie der Goetheschen Weltanschauung». Anfrage des Weimarer Archivdirektors Erich Schmidt wegen Mitarbeit an der Sophien-Ausgabe von Goethes Werken. Abhandlung «Die Natur und unsere Ideale».
1888
Redakteur bei der Wiener «Deutschen Wochenschrift». Zahlreiche Artikel und Kommentare zu politischen Ereignissen in Österreich-Ungarn. Vortrag im Wiener Goetheverein «Goethe als Vater einer neuen Ästhetik».
1890 - 1897
Mitarbeiter am Goethe- und Schiller-Archiv. Herausgabe einiger Abteilungen der Naturwissenschaftlichen Schriften Goethes, die zwischen 1891 und 1896 erscheinen. Begegnungen mit Herman Grimm, Ernst Haeckel und Eduard von Hartmann, Freundschaft mit der Dichterin Gabriele Reuter, dem Liszt-Schüler Conrad Ansorge, dem Stirner-Biografen John Henry Mackay und dem Nietzsche-Herausgeber Fritz Koegel. Für die «Cotta’sche Bibliothek der Weltliteratur» besorgt Steiner eine zwölfbändige Ausgabe sämtlicher Werke Schopenhauers sowie eine Jean-Paul-Ausgabe in acht Bänden. In der Reihe «Berliner Klassiker Ausgaben» (mit «Einleitungen namhafter Literaturhistoriker») erscheinen die Werke Wielands und Uhlands, herausgegeben und eingeleitet von Rudolf Steiner.
1891 - 1892
Promotion zum Dr. phil. an der Universität Rostock bei Prof. Heinrich von Stein mit einer Arbeit über «Die Grundfrage der Erkenntnistheorie mit besonderer Rücksicht auf Fichtes Wissenschaftslehre. Prolegomena zur Verständigung des philosophierenden Bewußtseins mit sich selbst», erscheint 1892 unter dem Titel «Wahrheit und Wissenschaft». Vorspiel einer Philosophie der Freiheit. Eduard von Hartmann gewidmet.
1893
Im Herbst erscheint sein philosophisches Hauptwerk «Die Philosophie der Freiheit».
1894 - 1896
Besuche und Arbeitsaufenthtitlee im Nietzsche-Archiv in Naumburg. Bekanntschaft mit Elisabeth Förster-Nietzsche, die Steiner als Mitherausgeber der Werke ihres Bruders gewinnen will. Begegnung mit dem kranken Friedrich Nietzsche. 1895 erscheint Steiners Nietzsche-Monografie «Friedrich Nietzsche, ein Kämpfer gegen seine Zeit».
1897
Eine zusammenfassende Darstellung seiner bisherigen Goethe-Studien gibt Steiner in seinem Buch «Goethes Weltanschauung».
1897 - 1900
Herausgeber und Redakteur des «Magazins für Literatur» und der «Dramaturgischen Blätter», dem offiziellen Organ des Deutschen Bühnenvereins. Dort und in anderen Zeitungen erscheinen zahlreiche Aufsätze zu literarischen und philosophischen Fragen, sowie Theaterkritiken und Buchbesprechungen.
1898 - 1905
Vorträge in der «Freien Literarischen Gesellschaft», im «Giordano Bruno-Bund» und im Literatenkreis «Die Kommenden», dessen Leitung Steiner nach dem Tod Ludwig Jacobowskis übernimmt. Begegnungen u.a. mit Else Lasker-Schüler, Peter Hille, Stefan Zweig, Käthe Kollwitz, Erich Mühsam, Paul Scheerbart, Frank Wedekind sowie mit den «Friedrichshagenern». Freundschaft mit Ludwig Jacobowski und Otto Erich Hartleben. Eheschließung mit Anna Eunike 1899; sie stirbt 1911.
1899 - 1904
Lehrtätigkeit an der von Wilhelm Liebknecht begründeten Arbeiterbildungsschule in Berlin, ab 1902 auch in Spandau. Unterrichtsfächer: Geschichte, Redeübungen, Literatur, Naturwissenschaft. Begegnung u.a. mit Kurt Eisner und Rosa Luxemburg.
1900
Der erste Band «Welt- und Lebensanschauungen im neunzehnten Jahrhundert» erscheint; ein Jahr später folgt der zweite. Überarbeitet und erweitert erscheint dieses Werk 1914 unter dem Titel «Die Rätsel der Philosophie». Vorträge in der Theosophischen Bibliothek über Nietzsche und Goethes «Märchen». Dort im Herbst Beginn des Vortragszyklus «Die Mystik». Erste Begegnung mit Marie von Sivers, die ab 1902 Steiners engste Mitarbeiterin wird. Sie hatte zuvor eine Ausbildung in Rezitationskunst am Pariser Konservatorium und in dramatischer Kunst in Petersburg absolviert. Übersetzerin mehrerer Werke von Edouard Schuré.
1901 - 1902
Es erscheint «Die Mystik im Aufgange des neuzeitlichen Geisteslebens und ihr Verhältnis zu modernen Weltanschauungen». Auch der zweite Band, 1901/02 in der Theosophischen Bibliothek gehtitleene Vortragszyklus erscheint überarbeitet in Buchform unter dem Titel «Das Christentum als mystische Tatsache». Steiner wird Mitglied der Theosophischen Gesellschaft und ist ab Oktober 1902 Generalsekretär der Deutschen Sektion der Theosophischen Gesellschaft. Begegnung mit Annie Besant.
1902 - 1904
Lehrtätigkeit an der von den «Friedrichshagenern» Bruno Wille und Wilhelm Bölsche gegründeten Freien Hochschule (1902–1904).
1902 - 1912
Zusammen mit Marie von Sivers Aufbau theosophischer Logen im In- und Ausland. Rege Vortragstätigkeit sowohl öffentlich als auch im Kreise der Mitglieder der Theosophischen Gesellschaft. Gründung, Herausgabe und Redaktion der Monatsschrift «Luzifer», später «Lucifer-Gnosis» (1903). Dort erscheinen grundlegende Aufsatzfolgen, darunter: Wie erlangt man Erkenntnisse der höheren Welten? Aus der Akasha-Chronik/ Theosophie und soziale Frage/ Die Erziehung des Kindes/ Die Stufen der höheren Erkenntnis - sie erscheinen später auch in Buchform. Freundschaft mit Christian Morgenstern und Edouard Schuré. Begegnung mit Wassily Kandinsky. Jeweils im Winterhalbjahr (ab 1903/04) öffentliche Vortragsreihen im Berliner Architektenhaus, u.a. Ursprung und Ziel des Menschen/ Metamorphosen des Seelenlebens/ Antworten der Geisteswissenschaft auf die großen Fragen des Daseins.
1904
Es erscheint das für die Anthroposophie zentrale Werk «Theosophie». Einführung in übersinnliche Welterkenntnis und Menschenbestimmung.
1907
Im Rahmen des Kongresses der Internationalen Theosophischen Gesellschaft in München, dessen Gesamtgesttitleung in den Händen Rudolf Steiners liegt, erfolgt durch ihn die Einstudierung und Inszenierung von Schurés «Das heilige Drama von Eleusis» mit Marie von Sivers in der Hauptrolle. Auch die künstlerische-, bildnerisch-, plastische Ausgesttitleung des Vortragsraumes, die bereits seine kommende baukünstlerische Idee erkennbar werden lässt, ist sein Werk.
1910
Veröffentlichung seiner Forschungsergebnisse zu kosmologischen und evolutionsgeschichtlichen Fragen in Die Geheimwissenschaft im Umriss.
1910 - 1913
Uraufführungen von Steiners vier Mysteriendramen unter seiner Leitung in München. Entwurf eines Gebäudes (Johannes-Bau) für künstlerische Aufführungen und Veransttitleungen der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft. Die Realisierung dieses Projektes in München-Schwabing scheitert am Widerstand einiger Anlieger und der Behörden. Es erscheinen «Die geistige Führung des Menschen und der Menschheit», «Ein Weg zur Selbsterkenntnis des Menschen», «Die Schwelle der geistigen Welt». Das 1910 begonnene Werk «Anthroposophie» bleibt unvollendet. Intensive Studien zur Sinneslehre. In Köln 1911 erste Begegnung mit dem russischen Schriftsteller Andrej Belyj («Petersburg»), die Belyjs Leben und Werk nachhtitleig prägen sollte. In Prag Begegnung mit Franz Kafka und Hugo Bergmann. Beginn der Entwicklung einer neuen Bewegungskunst, der Eurythmie (1911). Im Herbst erster Eurythmie-Kurs in Bottmingen b. Basel. In den folgenden Jahren zusammen mit Marie von Sivers Weiterentwicklung der Eurythmie zur Bühnenkunst. Trennung von der Theosophischen Gesellschaft und Gründung der Anthroposophischen Gesellschaft (1912/13). Vorträge in verschiedenen Städten des In- und Auslandes über Reinkarnation und Karma/ Evangelien/ Leben zwischen Tod und neuer Geburt/ Mysterien-Geschichte/ Sinneslehre/ Evolutionsgeschichte u.a. zusammen mit Marie von Sivers Aufbau anthroposophischer Zweige im In- und Ausland.
1913 - 1919
Unter Rudolf Steiners Leitung und der Mitarbeit zahlreicher Künstler aus verschiedenen Ländern Errichtung des von ihm entworfenen Goetheanums in Dornach/Schweiz, ein plastisch-organisch in Holz gesttitleeter Doppelkuppelbau. Künstlerische Arbeiten Steiners: plastische Innen- und Außengesttitleung (Entwürfe), Deckenmalereien (Entwürfe und teilweise Ausführung), Glasfenster (Entwürfe für die Motive), Skulptur (9 m hoch) «Der Menschheitsrepräsentant» (Entwürfe und teilweise Ausführung). Die entscheidenden statischen Berechnungen für den Bau wurden durch Steiner selbst ausgeführt. Eheschließung mit Marie von Sivers (1914). Im Umkreis des Goetheanums entsteht nach und nach ein Ensemble von Wohn- und Zweckbauten nach Entwürfen Rudolf Steiners (Glashaus, Haus Duldeck, Heizhaus, Verlagshaus, Transformatorenhaus); später folgen das Atelierhaus (Haus de Jaager) und weitere Wohnhäuser. Der Dornacher Hügel wird zur Künstlerkolonie; u.a. siedeln sich zahlreiche russische Künstler an, unter ihnen Assja Turgenieff, Andrej Belyj und Margarita Woloschin. Zahlreiche Vorträge über Kunst, Architektur, Zeitgeschichte und Geisteswissenschaft.
1917
Unter dem Titel «Von Seelenrätseln» erscheinen Steiners Forschungsergebnisse über die Dreigliederung des menschlichen Organismus (Nerven-Sinnessystem, Rhythmisches System, Stoffwechsel-Gliedmaßensystem) und Ausführungen über das Verhältnis Anthropologie und Anthroposophie. Nach Gesprächen mit dem Politiker Otto Graf Lerchenfeld über die Situation Mitteleuropas entstehen zwei Memoranden, in denen Steiner Perspektiven für eine soziale Neugesttitleung des öffentlichen Lebens entwickelt. Diese werden an einflussreiche politische Persönlichkeiten in Deutschland (Kühlmann, Prinz Max von Baden) und Österreich (Kaiser Karl) vermittelt.
1919
Am 24. Februar erste öffentliche Eurythmieaufführung unter der Leitung von Marie Steiner im Pfauentheater in Zürich. Eine in Zürich gehtitleene Vortragsreihe über «Die soziale Frage» erscheint überarbeitet im April als Buch unter dem Titel «Die Kernpunkte der sozialen Frage in den Lebensnotwendigkeiten der Gegenwart und Zukunft». Leitgedanke ist die «Dreigliederung des sozialen Organismus», d.h. die Entflechtung des Einheitsstaates in ein freies Geistesleben, ein demokratisches Rechtsleben und ein assoziatives Wirtschaftsleben. In Vorträgen und zahlreichen Besprechungen mit Vertretern der Arbeiterschaft wie auch mit Industriellen engagiert sich Steiner für das Einsetzen von Betriebsräten. Nach intensiven Vorbereitungen wird im Herbst in Stuttgart die Freie Waldorfschule als einheitliche Volks- und Höhere Schule eröffnet. Die Schirmherrschaft nimmt der Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik, Emil Molt, wahr. Die Leitung wird Rudolf Steiner übertragen, der diese bis zu seinem Tod 1925 innehat. In pädagogischen Kursen werden die Lehrer durch ihn auf ihre Aufgabe vorbereitet.
1920 - 1925
Zahlreiche öffentliche Vorträge in Deutschland und im Ausland sowie Vortragszyklen für Mitglieder der Anthroposophischen Gesellschaft, u.a. Entsprechungen zwischen Mikrokosmos und Makrokosmos, Anthroposophie als Kosmosophie, Der Mensch als Zusammenklang des schaffenden, bildenden und gesttitleenden Weltenwortes, Esoterische Betrachtungen karmischer Zusammenhänge. Daneben wird Steiner immer häufiger gebeten, Vorträge und Kurse über fachspezifische Themen zu htitleen, wie: Pädagogik, Medizin, Nationalökonomie, Theologie, Landwirtschaft, Physik, Schauspielkunst, Heilpädagogik u.a. – In Wien 1922 Ost-West-Kongress, an dem Steiner Hauptvortragender ist. Als Schulungsgrundlage für Maler schafft er eine Folge von Pastellskizzen und Aquarellbildern («Naturstimmungen», «Friedwartskizzen»). Zahlreiche Eurythmieaufführungen an verschiedenen Theatern in Deutschland und im Ausland, die Rudolf Steiner häufig mit einem kurzen Vortrag über die Grundaspekte dieser neuen Bewegungskunst einleitet. Anthroposophische Forschungsinstitute, Kliniken und weitere Schulen entstehen. In den Zeitschriften «Dreigliederung des sozialen Organismus» und «Das Goetheanum» erscheinen regelmäßig Aufsätze Steiners.
1922 - 1923
In der Silvesternacht 1922/23 wird das Goetheanum durch Feuer zerstört. Die Arbeit – künstlerische Veranstalltungen und Vorträge – wird in der Schreinerei in unmittelbarer Nähe der Brandruine unvermindert fortgeführt. Für einen zweiten, in Beton gesttitleeten Goetheanum-Bau (Fertigstellung 1928) kann Rudolf Steiner infolge seiner Erkrankung im Herbst 1924 nur noch ein Außenmodell schaffen. Angesichts des Wachstums der anthroposophischen Bewegung und der vielen neuen Aufgaben kommt es an der Weihnachtstagung 1923 in Dornach zu einer Neukonstituierung der Anthroposophischen Gesellschaft, deren Vorsitz Rudolf Steiner nun selbst übernimmt, sowie zu einer Neugesttitleung der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft, ebenfalls unter seiner Leitung. Die Hochschule wird gegliedert in drei Klassen, in denen eine vertiefte esoterische Arbeit angestrebt wird, sowie in Fachsektionen für Medizin, Schöne Wissenschaften, Bildende Künste, Redende und Musizierende Künste, für das Geistesstreben der Jugend, Mathematik und Astronomie, Naturwissenschaften, Pädagogik und Anthroposophie.
Mitglieder des Gründungsvorstandes der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft:
Rudolf Steiner Vorsitzender |
Albert Steffen stellvertretender Vorsitzender, Leiter der Sektion für Schöne Wissenschaften |
Marie Steiner Leiterin der Sektion für Redende und Musizierende Künste |
Ita Wegman Leiterin der Medizinischen Sektion |
Elisabeth Vreede Leiterin der Mathematisch-Astronomischen Sektion |
Günther Wachsmuth Sekretär und Schatzmeister, Leiter der Naturwissenschaftlichen Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft |
1924 - 1925
Im Herbst 1924 Beginn des Krankenlagers. Die immens angewachsene Vortrags- und Kurstätigkeit bricht jäh ab. Während des Krankenlagers Fortsetzung der Niederschrift seiner Autobiografie «Mein Lebensgang». In Zusammenarbeit mit der Ärztin Ita Wegman entsteht die Schrift «Grundlegendes für eine Erweiterung der Heilkunst». In Briefen und Leitsätzen wendet er sich regelmäßig an die Mitglieder und gibt ihnen Anregungen für eine spirituelle Vertiefung ihrer Arbeit. Am 30. März 1925 stirbt Rudolf Steiner in Dornach bei Basel.